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Kurz und knapp – worum geht es?
Selbstständig Entscheidungen treffen, soziale Kontakte pflegen oder alltägliche Handlungen und Aufgaben bewältigen – das und vieles mehr sorgt dafür geistig und sozial aktiv zu bleiben. Mit dem Einzug in eine Pflegeeinrichtung bleiben diese alltäglichen Aktivitäten häufig sehr schnell aus. Das hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden. Das PfleMeO-Programm bietet einen Ansatz, wie Pflegeeinrichtungen diese Auswirkungen minimieren können.
Das PfleMeO-Programm wurde auf Basis wissenschaftlicher Literatur, Erfahrungen mit ähnlichen Programmen sowie Feedback von Pflege- und Betreuungskräften entwickelt. Im Jahr 2023 wird das Programm in der Praxis erprobt. Dabei werden Pflegeeinrichtungen von eigens qualifizierten Berater*innen begleitet. Derzeit suchen wir vollstationäre Pflegeeinrichtungen, die an der Erprobung teilnehmen möchten.
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Engagement im Rahmen der nationalen Präventionsstrategie
Das PfleMeO-Programm basiert auf dem Ansatz der lebensweltbezogenen Gesundheitsförderung. Es ist als Leistung gemäß § 5 SGB XI in den Handlungsfeldern kognitive Ressourcen und psychosoziale Gesundheit konzipiert. Die Berater*innen werden vom Verband der Privaten Krankenversicherung im Rahmen seines Engagements in der nationalen Präventionsstrategie finanziert.


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Grundidee und Kontext des
PfleMeO-Programms
Die Grundidee des PfleMeO-Programms ist, durch eine Stärkung der Personzentrierung für jeden/jede Bewohner*in Aktivitäten zu identifizieren und zu fördern, die an Gewohnheiten, Vorlieben oder speziellen Wünschen anschließen und deshalb von individueller Bedeutung für sie sind. Das Erleben solcher Impulse und Aktivitäten unterstützt, dass Bewohner*innen, trotz gesundheitlicher Einschränkungen, möglichst geistig und sozial aktiv sind und sich wohlfühlen. Dabei werden sowohl körperlich als auch kognitiv eingeschränkte Menschen in den Blick genommen.
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Das PfleMeO-Konzept knüpft an Bestrebungen an, die mit dem (neuen) Pflegebedürftigkeitsbegriff und Begutachtungsinstrument bereits eingeleitet wurden: den Wechsel von der Verrichtungsorientierung zum Ansatz der Personzentrierung. Eine „Botschaft“, die auch in weiteren Neuerungen für die stationäre Pflege ihren Niederschlag gefunden hat (Qualitätsindikatoren, externe Qualitätsprüfung, Personalbemessung) und zu veränderten Konzepten und Abläufen führen soll. Durch Umsetzung des PfleMeO-Programms können Pflegeeinrichtungen an bereits begonnenen Vorhaben anknüpfen und erhalten dabei externe Unterstützung.
Eine solche Weiterentwicklung wird von vielen als Rückbesinnung auf das eigentliche Selbstverständnis von Pflege empfunden. Darüber kann ein Beitrag zur Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter*innen geleistet werden.
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Was ist eine mental ermunternde Pflegeeinrichtung?
Das PfleMeO-Programm unterstützt Pflegeeinrichtungen dabei, ihr Ziel als „mental ermunternde Organisation“ zu gestalten und ihren eigenen Weg dorthin zu finden. Ein veränderter Blickwinkel im Pflege- und Betreuungsprozess wird reflektiert sowie die Bedeutung des Beziehungsaufbaus mit pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen gestärkt.
Die Pflegeeinrichtung fördert durch das PfleMeO-Programm die Fachlichkeit und Kommunikationskompetenz ihrer Mitarbeiter*innen. Die Beteiligung aller Bereiche (Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft etc.) im Rahmen eines Organisationsentwicklungsprozesses trägt zu mehr Arbeitszufriedenheit bei.
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Das PfleMeO-Programm stellt vier Merkmale in den Fokus:
- „Erkunden“: Die Abläufe (tagsüber, abends und nachts) sowie die Umgebung erlauben es, für jeden/jede Bewohner*in in Erfahrung zu bringen, was für ihn/sie im Alltag besonders wichtig ist. Die Aspekte Sicherheit, Kontinuität, Zugehörigkeit, Sinnvolles Tun, Erfolg und Wertschätzung dienen dabei als Leitmotiv.
- „Individuell bedeutsame Aktivitäten“: Die Abläufe und Umgebung erlauben es, dass jeder/jede Bewohner*in im Alltag möglichst das tun kann, was für ihn/sie bedeutsam ist.
- Einbeziehung von Angehörigen: Die Abläufe und Umgebung sind bewusst darauf ausgerichtet, Angehörige in den Alltag von Bewohner*innen und die Abläufe der Pflegeeinrichtung einzubeziehen.
- Bereichsübergreifende Zusammenarbeit: Die Abläufe und Umgebung sind bewusst darauf ausgerichtet, dass die Mitarbeiter*innen aus der Pflege, der Betreuung, der Hauswirtschaft und ggf. weiteren Bereichen regelhaft zusammenarbeiten.


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Wie läuft das
PfleMeO-Programm ab?
Das PfleMeO-Programm beginnt mit drei Phasen, die über einen Zeitraum von zwölf Monaten ablaufen und dazu dienen einen Organisationsentwicklungsprozess anzustoßen. Während dieser Zeit werden teilnehmende Pflegeeinrichtungen von einem/einer externen, eigens qualifizierten und vom PKV-Verband finanzierten Berater*in begleitet. Im Anschluss führen sie den Organisationsentwicklungsprozess eigenständig weiter.


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Phase 1 – Einstieg
Dem Einstieg in das PfleMeO-Programm geht eine Entscheidung des Leitungsteams voraus, ob sie das Angebot zu einem Organisationsentwicklungsprozess einschließlich der Unterstützung durch einen/eine externe Berater*in in Anspruch nehmen möchten.
Ist die Entscheidung für das PfleMeO-Programms gefallen, übernimmt die Pflegedienstleitung die Steuerung der Umsetzung als PfleMeO-Beauftragte. Dabei arbeitet sie eng mit ein oder zwei Kolleg*innen zusammen, idealerweise sowohl aus der Pflege als auch aus der Betreuung und ggf. der Hauswirtschaft.
Der nächste Schritt ist die Entwicklung eines Zukunftsbilds als „mental ermunternde Organisation“. Dazu kommen die PfleMeO-Beauftragte und ihr Team sowie ggf. weitere Mitglieder des Leitungsteams in zwei Workshops zusammen, die von dem/der externen Berater*in moderiert werden.
Zwischen den Workshops findet eine Auftaktveranstaltung für die gesamte Pflegeeinrichtung statt. Weiterhin erkunden die PfleMeO-Beauftragte und ihr Team in Gesprächen mit Mitarbeiter*innen, Angehörigen und Bewohner*innen deren Sichtweisen zum Thema. Dabei wird die Technik „Gute Praxis“ eingesetzt, welche speziell für das PfleMeO-Programm entwickelt wurde.
Phase 2 – Sammlung von Erfahrungen
Zur Vorbereitung auf die weitere Umsetzung nehmen die PfleMeO-Beauftragte und ihr Team an einem Training teil, das der/die externe Berater*in anbietet (insgesamt drei Tage). Es findet gemeinsam mit PfleMeO-Beauftragten aus weiteren Pflegeeinrichtungen statt, sodass ein einrichtungsübergreifender Austausch stattfindet.
Das Kernstück des Programms ist die Sammlung von Erfahrungen in den Wohnbereichen. Hierzu werden drei für das PfleMeO-Programm entwickelte Techniken – „Wochenperspektive“, „Erlebensfenster“ und „Arbeitssituationen“ – durchgeführt. Dadurch werden zwei Impulse gesetzt:
- Auf der individuellen Ebene reflektieren und ggf. ändern Mitarbeiter*innen, Bewohner*innen und Angehörige ihre Haltung und ihr Handeln.
- Auf der organisationalen Ebene entstehen Ideen, wie die Abläufe und Umgebung weiterentwickelt werden können.
Die Durchführung der Techniken wird von der PfleMeO-Beauftragten vorbereitet. Für die Umsetzung sind die Wohnbereichsleitungen zuständig. Sie erhalten hierzu ein Training, welches der/die externe Berater*in anbietet.
Phase 3 – Weiterentwicklung
Die aus der Anwendung der Techniken entstehenden Ideen greifen die PfleMeO-Beauftragte und ihr Team auf. Gemeinsam mit dem Leitungsteam wird überlegt, wie sie umgesetzt werden können und damit das Zukunftsbild einer „mental ermunternden Organisation“ Wirklichkeit werden kann.
Die Begleitung einer Pflegeeinrichtung durch den/die Berater*in schließt mit einem weiteren Workshop mit der PfleMeO-Beauftragten, ihrem Team und ggf. weiteren Mitgliedern des Leitungsteams. Neben der Reflexion des bereits Erreichten wird die eigenständige Weiterführung des PfleMeO-Programms geplant.
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Was tun die Berater*innen?
Pflegeeinrichtungen, die das PfleMeO-Programm umsetzen, werden zwölf Monate lang von einem/einer Berater*in begleitet. Der/die Berater*in war selbst in der Alten- oder Krankenpflege tätig und verfügt über mehrjährige Erfahrung in der Organisationsberatung von stationären Pflegeeinrichtungen.
Der/die Berater*in bietet folgendes an:
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- Drei Workshops mit der PfleMeO-Beauftragten (Pflegedienstleitung), ihrem Team und ggf. weiteren Mitgliedern des Leistungsteams
- Ein Training für die PfleMeO-Beauftragte und ihr Team
- Ein Training für die Wohnbereichsleitungen
- E-Learning-Einheiten, auf die alle Mitarbeiter*innen zugreifen können
- Beratung nach Bedarf, um Herausforderungen bei der Umsetzung des PfleMeO-Programms zu begegnen (insgesamt ca. 10 Tage)
- Die Möglichkeit, bei Bedarf weitere Unterstützung (z. B. Trainings, Coaching, Supervision) in Anspruch zu nehmen
- Drei Netzwerktreffen mit anderen Pflegeeinrichtungen, die das PfleMeO-Programm umsetzen
Insgesamt steht der/die Berater*in ca. 22 Tage, verteilt über zwölf Monate, für die Begleitung einer Pflegeeinrichtung zur Verfügung. Der/die Berater*in wird vom Verband der Privaten Krankenversicherung bezahlt.

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Wie kann man mitmachen?
Derzeit suchen wir 15 vollstationäre Pflegeeinrichtungen, die das PfleMeO-Programm gemeinsam mit uns erproben möchten. Pflegeeinrichtungen, die an der Erprobung teilnehmen, setzen das oben beschriebene Programm um und werden dabei von Berater*innen begleitet. Weiterhin werden die Pflegeeinrichtungen in die Evaluation der Erprobung einbezogen.
Wann? Start ist im Januar, Februar oder März 2023.
Wo? Teilnehmen können Einrichtungen aus den Regionen Köln/Bonn, Osnabrück/Münster, Nürnberg, Leipzig, Düsseldorf und Berlin.
Wenn Sie mitmachen möchten, senden Sie bitte ein E-Mail an: pflemeo@iges.de
Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören!
Die Erprobung des PfleMeO-Konzepts wird vom IGES Institut in Zusammenarbeit mit der Hans-Weinberger-Akademie und dem Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft durchgeführt. Auftraggeber ist der Verband der Privaten Krankenversicherung.

